Furnierausbrüche an Kanten
Auch ein häufiger Schaden.
An den Kanten können wir uns das Anbohren des Furniers ersparen, indem wir das lose Furnier mit dem Skalpell oder einer Zahnarztsonde vorsichtig anheben und den Arbeitsvorgang - wie bei den Furnierblasen beschrieben - wiederholen. Wenn möglich, immer erst mit warmen Wasser spülen.
Beschädigungen in der Furnierschicht (z.B. aufgerissene Löcher) werden ebenfalls - wie oben beschrieben - an den Ausrisskanten gefestigt, damit wir später neue Furnierteile einsetzen können.
Anstelle von Zwingen können wir an den Kanten Kreppband oder Spannfedern verwenden, um das Furnier niederzudrücken.
Das Stück Klebestreifen wird in der Mitte zusammengedreht und mit Zug über die Kante geklebt.
Auch der Druck von Spannfedern, die wir aus alten Sprungfedern selbst herstellen können, ist ausreichend, um Furnier niederzuleimen.
In den seltensten Fällen steht uns altes, patiniertes Furnier für Ausbesserungen an den Furnierausbrüchen zur Verfügung, deshalb greifen wir auf neues Nussbaumfurnier gleicher Stärke und ähnlicher Maserung zurück. Der Unterschied des Farbtons spielt zum jetzigen Zeitpunkt keine Rolle, da wir die Neuteile später farblich anpassen werden. Stark maserierte Teile des neuen Furniers sollten wir nicht einsetzen, da diese bei der farblichen Anpassung zu dunkel werden können. Fehlende Maserung können wir später mit der Retusche aufbringen. Folgendes Werkzeug legen wir uns dazu bereit:
scharfes Ganzstahlskalpell, evtl. Zahnsonde, Ziehklinge oder Stahllineal, Bleistift, Kreppband, Einwegspritze, sauberes Tuch.
Mit dem Skalpell, das wir an der Ziehklinge entlangführen, begradigen wir die Ausbruchkanten des Furniers. Wir legen die Schnitte vorzugsweise so an, dass wir in Laufrichtung des Furniers ein spitzes Dreieck erhalten. Die Schnitte werden möglichst nah an die Ausbruchskanten gesetzt.
Die Basis des Dreiecks zeigt zur Holzkante.
Dann setzen wir die Skalpellschneide flach auf die Oberfläche des Trägerholzes, schieben sie unter das eingeschnittene Furnierteil und heben es heraus. Grössere Teile eignen sich bestens dazu, an anderer Stelle wieder eingesetzt zu werden. Deshalb die herausgenommenen Furnierteile nicht wegwerfen.
Wir legen das neue Furnier auf die ausgeschnittene Stelle und richten es nach der vorhandenen Maserung aus, bis wir eine bestmögliche Deckung der Laufrichtung erreichen. Als Schneidunterlage dient eine Sperrholzplatte.
Um die zweite Kante des Dreiecks ermitteln und markieren zu können, legen wir die Ziehklinge auf das neue Furnier an die Schnittkanten - verlängerung und ritzen es mit dem Skalpell ein. Auf einer Unterlage schneiden wir das Furnier an der Markierung ab.
Unser Furnierteil vom Anfang. Furnierteile aus dem Originalfurnier sollte bei diesen Arbeiten immer der Vorzug gegeben werden, da sie schon die richtige Stärke und Farbe besitzen.
Mit dem Skalpell einritzen.
Die Fugen möglichst klein halten! Zur Kontrolle halten wir das Funierstück in die Aussparung. Sind die Fugen nicht dicht, können wir sie nachschneiden, da das Furnier noch über die Kante hinausragt.
Liegen alle Fugen dicht an, geben wir mit der Einwegspritze warmen Knochenleim an und schieben das Furnierteil von der Kante aus in die Spitze des Dreiecks. Überschüssigen Leim nehmen wir mit einem feuchten Tuch ab.
Furnierteil mit Krepp gegen Verrutschen sichern. Mittels eingewachstem Holzklotz und Zwingen/ Spannfedern fixieren wir die Furnierteile.
Auch unten Klötzchen beilegen, um Kratzer zu verhindern. Bei grösseren zu verleimenden Strecken können Klötze und Sprungfedern nebeneinander gesetzt werden.
Die eingesetzten Neu-bzw. Alt-Teile. Nach dem Trocknen können wir das überstehende Furnier entlang der aufgelegten Ziehklinge, die ein Ausreissen verhindert, abschneiden.
Sind alle Furnierausbrüche bearbeitet können wir den alten Schellack von der Möbeloberfläche abwaschen, zwischenschleifen (K280) und ggf. mit Leinöl anfeuern. Auf jeden Fall muss die rohe Holzoberfläche, zur weiteren Bearbeitung mit dem Schellackballen grundiert werden. Danach werden die Fugen mit Retuschewachs gefüllt.